anlässlich des Welt-Hirntumortages 2022 am 8.Juni

Felix Lindtner ist 19 Jahre alt und lebt mit seiner Familie in Aschaffenburg. Mit 11 Jahren wurde bei ihm ein nicht heilbarer Hirntumor diagnostiziert. Aktuell steckt er in den Prüfungen zur Mittleren Reife. Und dennoch hat er sich – anlässlich des Welt-Hirntumortages am 8.Juni 2022 die Zeit genommen mit dem Bundesverband Kinderhospiz (BVKH) zu sprechen. Der passionierte Hobby-Magier und Tier-Tarot- Therapeut gibt Einblicke in sein Leben, über seine Haltung zum Welt-Hirntumortag und zu anderen bedeutenden Fragen des Lebens.

Das Interview wurde Ende Mai schriftlich und telefonisch mit Felix Lindtner geführt und abgestimmt.

BVKH: Was macht Du eigentlich heute am Welt-Hirntumortag und findest Du, dass so ein Tag etwas bringt?

Felix: Ja – ich denke, dass dieser Tag etwas bringt. Jeder Mensch sollte jeden Menschen so akzeptieren wie er ist, egal ob dieser kahl ist wegen einer Chemotherapie oder einfach wie ich im Rollstuhl sitzt. Daher sollen die Leute an diesem Tag aufsehen zu denen, die es nicht schaffen, die Krankheit zu besiegen. Oder zu denjenigen die es schaffen, aber in der Corona-Pandemie besonders schwere Zeiten durchgemacht haben.  Vorgenommen habe ich mir am 8.Juni etwas zu diesem Thema auf Insta zu posten, um von mir aus Menschen auf das ernste Thema Krebs aufmerksam zu machen.

BVKH: Du bist gerade mitten in Deinen Prüfungen zum Erwerb der Mittleren Reife. Wie ist es bisher gelaufen und brauchst Du besondere Unterstützung?

Felix: Ich habe meine erste Prüfung hinter mir, die Technik-Prüfung in Werken. Die Prüfung an sich verlief einfach, nur gab es ein paar Komplikationen mit meinen Depressionen – hat sich dann aber geklärt. Aufgrund meiner Erkrankung habe ich Online-Unterricht. Zu meinem Riesenglück habe ich eine Lehrerin, die immer hinter mir steht. Egal ob es Wochenende ist, auch dann macht sie mit mir ein Mathe-Zoom. Das finde ich immer voll toll und ehrlich gesagt: So eine geniale Lehrerin habe ich noch nie erlebt. Da können sich ein paar andere Lehrer*innen echt eine Scheibe von abschneiden.

BVKH: Gar nicht einfach Dich das zu fragen, aber irgendwie auch eine Realität. Wie findest Du im Inneren eigentlich die Balance zwischen Deiner Diagnose und dem Blick in Deine Zukunft?

Felix: Also insgesamt sehe ich nicht unbedingt schwarz, aber ich habe schon Zweifel was eine richtige Ausbildung angeht. Nach der Schule plane ich eine Ausbildung zum Online – Redakteur, dann hab ich wenigstens etwas. In meiner Freizeit bin ich Magier und trete bereits oft in Hospizen auf. Und wenn ich einmal da war, dann werde ich oft direkt für das nächste Fest gebucht! Noch ist das kostenlos und eher ein Spaß, aber irgendwie muss man ja anfangen. So wie mein Angebot Tarot-Karten für Haustiere und zu legen und die Gründe für deren Verhaltensstörung oder Last herauszufinden. Vielleicht werde ich nie einen einzigen festen Job haben und mich als Zauberer und Kartenleger ganz gut durchschlagen können.

BVKH: Als Bundesverband Kinderhospiz treten wir dafür ein mit lebensverkürzenden Erkrankungen tabuloser umzugehen, das heißt Menschen dazu zu motivieren über Schicksal zu sprechen und offen auf Betroffene zu zugehen. Was wäre Dein Wunsch zu diesem Thema an aktuell nicht Betroffene? Hast Du eine Idealvorstellung für das Miteinander von Erkrankten und sogenannten „Gesunden“?

Felix: Jeder soll jeden akzeptieren egal ob gesund oder einer Erkrankung betroffen. Ich meine niemand muss Jemanden minutenlang an-starren, nur weil er mit dem Rollstuhl im Bus fährt oder irgendwo nicht hoch kommt. Das ist so unangenehm und es nervt echt. Eine der blödesten Fragen die mir gestellt wurde war, ob ich nicht lieber laufen würde. Das ist echt respektlos.